Zollstock: Geschichte, Definition und wofür er alles gut ist

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Zollstock: Geschichte, Definition und wofür er alles gut ist

Das ausklappbare Messgerät, das wir allgemein als „Zollstock“ bezeichnen, hat eigentlich einen offizielleren Namen, nämlich „Gliedermaßstab“ oder „Gliedermessstab“. Doch warum nennen wir ihn im Alltag so?
Die Ursprünge dieses Namens liegen im mittelhochdeutschen Wort „Zol“, das ein abgeschnittenes Stück Holz bedeutete. Früher verwendeten Menschen solche Holzstäbe als Messwerkzeuge, beispielsweise beim Kauf von Stoffen. Damals diente der eigene Körper oft als Maßstab – eine Handbreit, eine Elle oder ein Fuß. Doch diese Maßeinheiten waren nicht immer gleich lang.
Im Mittelalter gab es dann spezielle Stöcke in der Länge eines Fußes. Die Menschen definierten: Ein „Zoll“ ist der zwölfte Teil eines Fußes. Diese Fuß-Stöcke waren wiederum in zwölf „Zoll“-Abschnitte unterteilt – so entstand der erste „Zollstock“. Ein „Zoll“ entsprach etwa der Breite eines Daumens oder drei nebeneinander gelegten Gerstenkörnern.
Heutzutage ist die Länge eines Zolls genau festgelegt: 2,54 cm. Die Abkürzung für Zoll wird oft mit zwei hochgestellten Strichen dargestellt, ähnlich einem Anführungszeichen.
Während in den meisten Ländern weltweit heute das metrische System mit Zentimetern und Metern vorherrscht, wird in den USA weiterhin der Begriff „inch“ für Zoll verwendet. Zwölf „inches“ ergeben einen „foot“ – also einen Fuß.
Die Geschichte des modernen ZollstocksDie Definition: Was ist ein ZollstockVerschiedene Materialien für Zollstöcke und ihre EigenschaftenVerschiedene Arten von Gelenken bei Zollstöcken
Die Geschichte des modernen Zollstocks

Video: Maßband Herstellung

Schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts finden sich Bilder von Gelenkmaßstäben, die mit einer Niete zusammengehalten werden. Sie ähneln den heute üblichen Zollstöcken enorm. Später gab es Modelle mit Federn in den Gelenken, damit der Maßstab sowohl im gestreckten als auch im gefalteten Zustand arretiert werden konnte.
1886 meldeten die Brüder Franz und Anton Ullrich aus Maikammer ein Patent auf dieses Federgelenk an. Schon drei Jahre später gab es das Klappmeter, welches auf der Weltausstellung in Paris vorgestellt wurde.
1889 wurde das Unternehmen „Stabilagegründet, welches sich mit der Herstellung von Zollstöcken befasste und noch heute existent ist. Fast zeitgleich entwickelte Karl-Hilmer Johansson Kollén einen Maßstab, der nicht nur das schwedische Zollmaß aufgedruckt hatte, sondern auch eine Skalierung in Zentimetern.
Die Definition: Was ist ein Zollstock?
Die Definition: Was ist ein Zollstock?
Mehrere Stücke, die beweglich miteinander verbunden sind, bilden einen sogenannten Gliedermaßstab, wie der Zollstock auch genannt wird.
Dieses Gerät ist zur Messung von Längen bis zu zwei Metern geeignet, längere Entfernungen werden durch erneutes Anlegen des Maßstabs ermittelt.
Jedes einzelne Teil nennt sich Glied. Zollstöcke bestehen aus Holz, teilweise sind auch Metall- oder Kunststoffmodelle erhältlich. Aufgedruckt ist eine Messskala, die meist in Zentimeter und Zoll verfasst ist.
Durch die Verbindung über Nieten ist es möglich, die einzelnen Glieder des Maßstabs zu bewegen und das Gerät zusammenzuklappen. Es hat dann nur noch die Länge eines einzelnen seiner Glieder. Meist handelt es sich um zehn dieser Glieder.

Video: Meterlange Sammlerstücke: Niedersachse hat 37.000 Zollstöcke im Keller


Einsatzgebiete für den Zollstock

Zollstöcke werden vorrangig im handwerklichen Bereich eingesetzt und gehören bei Zimmerern, Dachdeckern, Fliesenlegern, Maurern, Malern und vielen weiteren Handwerkern zur Grundausstattung.

Ihre Vielseitigkeit erlaubt zahlreiche Einsätze, wobei Gliedermaßstäbe auch im privaten Raum Anwendung finden.

Hier sind es nicht nur Heimwerker, die damit Entfernungen messen, sondern auch Privatpersonen, die beispielsweise neue Möbel aufstellen und prüfen wollen, ob diese an die gewünschte Stelle passen.

Ein Vorteil des Zollstocks ist die Beweglichkeit der Glieder, die auch das Anlegen in Winkeln erlaubt.

Zollstöcke werden darüber hinaus gern als Werbemittel verwendet, denn auf ihnen können Aufschriften oder kleine Bilder aufgebracht werden.

Diese Bedruckung findet sich am seitlichen Rand oder neben der Messskala.

Um korrekt messen zu können, ist es wichtig, den Maßstab ganz gerade auszuklappen. Durch kleine Winkel zwischen den einzelnen Gliedern können sich Messungenauigkeiten ergeben, die am Ende dazu führen, dass Dinge schief angebracht werden oder Entfernungen falsch angegeben werden.

Heimwerker und Handwerker arbeiten daher nicht mit Zollstöcken, um damit gerade Linien zu bestimmen, sondern sie dienen tatsächlich nur der Entfernungsmessung auf gerader Strecke oder in einem konkreten Winkel.

Vor allem der 90°-Winkel lässt sich mit dem Zollstock perfekt bestimmen. Andere Winkel hingegen werden nur als Näherungswerte bestimmbar.


Verschiedene Materialien für Zollstöcke und ihre Eigenschaften
Verschiedene Materialien für Zollstöcke und ihre Eigenschaften
Zollstöcke werden in der Regel aus drei verschiedenen Materialien hergestellt: Holz, Kunststoff oder Metall. Jedes dieser Materialien hat seine eigenen Vor- und Nachteile. Hier erfahrt ihr mehr über die verschiedenen Optionen:
Holz: Der klassische, „Old-School“ Zollstock besteht oft aus gewöhnlichem und nicht biegsamem Holz. Viele von euch erinnern sich vielleicht daran, wie sie als Kinder mit einem solchen Zollstock gespielt haben und ihn versehentlich durchgebrochen haben. Mit der Zeit wurden jedoch neue Zollstöcke aus flexiblem Holz wie Birke oder Buche entwickelt, die wesentlich stabiler sind. Bei Holz-Zollstöcken ist jedoch Vorsicht geboten, da sie witterungsabhängig sind. Zu viel Sonneneinstrahlung oder Feuchtigkeit kann das Holz ausdehnen oder schrumpfen lassen.
Kunststoff: Kunststoff-Zollstöcke sind fast unzerbrechlich, da sie oft aus Fiberglas bestehen, und sie sind nicht witterungsabhängig. Allerdings fehlt ihnen das angenehme Holzgefühl in der Hand, das viele Handwerker und DIY-Enthusiasten schätzen. Das Haptik-Erlebnis von gutem Holz ist für einige immer noch ein großer Pluspunkt. Natürlich ist das Geschmackssache.
Metall: Metall-Zollstöcke bestehen meist aus Aluminium und sind daher biegsam, aber gleichzeitig stabil. Sie sind oft sehr dünn und einige sind sogar nur halb so dick wie Holz-Zollstöcke. Das macht sie besonders geeignet für präzise Zeichnungen und Messungen.
Die Wahl des richtigen Materials hängt von euren individuellen Bedürfnissen und Vorlieben ab. Jedes Material hat seine eigenen Vorzüge, und es ist wichtig, das zu wählen, was am besten zu euren Anforderungen passt.
Verschiedene Arten von Gelenken bei Zollstöcken
Die meisten Zollstöcke sind mit klassischen Feder-Gelenken ausgestattet, aber es gibt auch hier verschiedene Variationen. Die Art des Gelenks kann einen erheblichen Einfluss auf die Benutzerfreundlichkeit und Genauigkeit eines Zollstocks haben. Hier sind einige wichtige Informationen zu den verschiedenen Gelenkarten:
Einrastfunktionen: Einige Zollstöcke verfügen über Einrastfunktionen, die das Messen und Markieren erleichtern. Die häufigste Einrastfunktion ist die 180°-Einrastung, die sicherstellt, dass der Zollstock gerade einrastet. Zollstöcke ohne diese Funktion können ungenau sein, da sie möglicherweise nicht vollständig gerade liegen. Eine weitere wichtige Einrastfunktion ist das Einrasten bei 90°, was sicherstellt, dass der Winkel genau 90° beträgt und keine manuelle Justierung erforderlich ist. Diese Funktionen sind besonders wichtig, wenn es um präzise Holzarbeiten geht.
Anreißkante: Ein weiterer wichtiger Aspekt des Gelenks ist die sogenannte „Anreißkante“. Dies ist die Kante, an der du den Stift entlangführst, um Linien zu ziehen. Bei einigen Zollstöcken sind die Gelenke so dick und der Übergang zum nächsten Glied so hoch, dass das durchgängige Zeichnen einer Linie schwierig sein kann. Einige Hersteller verwenden eine durchgängige Anreißkante, bei der es keinen Abstand oder keine Erhöhung gibt, sondern eine glatte Fläche, auch beim Übergang zum nächsten Glied. Dies erleichtert das Zeichnen erheblich, insbesondere wenn du den Zollstock häufig für Markierungen verwendest.
Die Wahl des richtigen Zollstocks hängt von deinen individuellen Bedürfnissen ab. Ein gutes Verständnis der verschiedenen Gelenkarten und ihrer Funktionen kann dir dabei helfen, den Zollstock zu finden, der am besten zu deinem Projekt passt.

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